Vier Jahrhunderte später erhielt Cormack McCarthy einen Stein von Robert the Bruce für seine treuen Dienste. Dieser Stein war eine Hälfte des Stone of Scone, der ursprünglich aus dem Heiligen Land importiert wurde. Um den Stein von Scone ranken sich verschiedene Geschichten: Er sollte das Kopfkissen des Heiligen Jakob gewesen sein, David soll sich dahinter versteckt haben als König Saul ihn töten wollte und Moses soll gegen diesen Stein geschlagen haben, um Wasser für das Volk Israels fließen zu lassen.
Ob das so wahr oder nicht; Untersuchungen haben ergeben, dass der Stein aber schon viel früher in Schottland gewesen sein muss; in der Abtei von Scone, nördlich von Perth, woher der Stein auch seinen Namen erhielt. Auf diesem Stein wurden Schottlands Könige gekrönt, so auch Kenneth MacAlpin, der bereits 847 auf diesem Stein gekrönt wurde. Auch das Material lässt daran zweifeln, dass es sich in Blarney Castle um eine Hälfte des Steins von Scone handelt - der in Scone ist aus rotem Sandstein, der Stein in Blarney Castle aus Granit oder Kalkstein.
Aber davon sollte man sich nicht entmutigen lassen, gibt es doch schon ein gutes Beispiel für die Funktion des Steines. Die englische Königin Elisabeth I. forderte vom Burgherrn Cormac Teige MacCarthy den Treueeid. Dieser umschmeichelte die königlichen Gesandten jedoch so gut, dass sie viele gute Worte über den Burgherrn heim zur Königin brachten, aber keinen Eid. Elisabeth entsandte eine zweite Abordnung - mit dem gleichen Ergebnis! Wutschnaubend soll Elisabeth geschrien haben: Ich will kein Blarney mehr hören!!! So kam es, dass das Wort Blarney in der englischsprachigen Welt auch als Flunkereien oder Süßholzgeraspel steht.
Hat Cormac scheinbar den Richtigen geküsst, bleibt die Frage für alle zukünftigen Besucher: Welcher ist der Richtige? Heute wird man an einen Stein an der Außenmauer geführt. Zwischendurch gab es aber auch noch zwei weitere Varianten, eine davon besagt, dass der Stein in der nordöstlichen Brustwehr steckt. Eine Karikatur weist darauf hin, dass dies sein könnte: John Leech zeichnete 1858 zwei Frauen, die einen Stein auf der Brustwehr von Blarney Castle küssen.
Falls es gestattet wird, kann man ja auch beide Steine küssen. Nur, um ganz sicher zu gehen. Sprachgewandtheit kann im Leben nicht schaden...